Studio Ghibli & ChatGPT: KI-Bilder zwischen Faszination und Cringe

07. April 2025

5 Min. Lesezeit

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Symbolbild mit ChatGPT erstellt

Wenn du in letzter Zeit auf Instagram, TikTok oder Threads unterwegs warst, bist du ihnen garantiert begegnet: KI-generierte Bilder im Studio-Ghibli-Stil. Süße Gesichter mit riesigen Augen, in verträumten Landschaften, irgendwo zwischen Chihiros Reise und Totoro. Die Technik dahinter? Beeindruckend. Der Trend? Ein zweischneidiges Schwert. Denn zwischen kreativer Spielerei, datenschutzrechtlichem Graubereich und digitaler Eitelkeit entsteht eine Debatte, die größer ist als die KI-Bilder selbst. Zeit, das Thema mal mit ein bisschen Tiefgang zu sezieren.


Was steckt hinter dem Hype? – Der technische und kulturelle Kontext

Die Ghibli-KI-Welle ist Teil eines größeren Trends: KI-Bildgeneratoren wie DALL·E (über ChatGPT), MidJourney oder Runway lassen sich mit simplen Prompts füttern und spucken dann Bilder im Stil von allem aus, was kulturell funktioniert. Aktuell ganz vorn dabei: der ikonische Studio-Ghibli-Look – nostalgisch, träumerisch, sofort wiedererkennbar.

Mit der Einführung von GPT-4o wird's jetzt noch einfacher: Foto hochladen, Stil auswählen, Prompt dazu, fertig ist das Ghibli-Ich. Die Ergebnisse fluten Social Media – und wirken spätestens beim dritten Scroll wie ein KI-Klon-Zirkus auf Repeat. Was ursprünglich als kreative Spielerei gedacht war, mutiert zum digitalen Ästhetik-Uniform.


Ethisch okay oder kulturelle Aneignung durch Algorithmen?

Jetzt wird's knifflig. Die einen feiern die Technik als Demokratisierung von Kunst – endlich kann jeder im Ghibli-Stil glänzen. Die anderen sehen genau darin das Problem: Stilistische Aneignung ohne Kontext, Tiefe oder Respekt vor der Originalarbeit. Und ja – Hayao Miyazaki selbst hat KI-Kunst einst als „Beleidigung des Lebens“ bezeichnet.

Ich hab dazu auf Threads schon meine Meinung rausgehauen: Es ist nicht die KI, die den Fehler macht. Es sind die Menschen, die sie ohne Verantwortungsbewusstsein einsetzen. Wer sich ein Ghibli-Bild von ChatGPT machen lässt, handelt ethisch nicht anders als jemand, der einen Künstler darum bittet. Die Verantwortung liegt bei dir – nicht beim Tool. Und: Auch KI hat mit urheberrechtlich geschützten Werken gelernt. Wer also mit dem Finger auf die KI zeigt, sollte mal lieber in den Spiegel schauen.


Der Cringe-Faktor – Warum der Trend nervt (und wie wir’s besser machen könnten)

Und jetzt kommt die Hot Take-Zone: Der Trend ist weird af. Nicht weil die Technik schlecht ist – im Gegenteil. Sondern weil sie wie ein SnapChat-Filter benutzt wird, um sich inszenieren zu wollen. Die KI macht aus jedem Durchschnittsgesicht ein märchenhaftes Porträt, aber der Effekt nutzt sich schneller ab als ein TikTok-Sound der Woche. Wo ist da bitte die Kreativität, das Talent, die Idee?

Diese Bilder sind keine Kunst, sie sind Content-Füllmaterial. Visueller Datenmüll, der mit „ästhetisch“ getarnt wird. Und das ist schade. Denn mit etwas mehr Konzept, Storytelling oder Kontext könnten diese Tools richtig spannend genutzt werden – etwa im Worldbuilding, für Moodboards, bei Illustrationen oder Character Design.


Fazit: KI ist ein Werkzeug – aber was du draus machst, zählt

Die Ghibli-KI-Welle ist kein Skandal, aber auch kein künstlerisches Highlight. Sie ist ein Spiegel: für unseren Umgang mit Technologie, für unsere Sehnsucht nach Ästhetik und vielleicht auch für unsere digitale Unsicherheit, ständig besonders wirken zu müssen.

Mach ruhig dein KI-Bild, aber tu nicht so, als wär’s ein Kunstwerk. Und wenn du schon was damit machen willst – bring etwas Eigenes mit rein. Lass die KI nicht für dich sprechen. Denn das kann sie (noch) nicht.

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