Warum KI dich nicht zum Entwickler macht – und wieso das verdammt gefährlich ist

07. April 2025

7 Min. Lesezeit

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Foto: ChatGPT

"Ich hab meine App mit KI gebaut!" – und warum das kein Flex ist

Stell dir vor: Du sitzt zu Hause, trinkst deinen dritten Instant-Kaffee, öffnest ChatGPT und sagst: „Bau mir eine App wie Uber, nur besser.“
Zehn Minuten später spuckt dir die KI seitenweise Code aus. Du kopierst das Ganze, drückst Deploy und boom – deine App ist online. Klingt geil, oder?

Das Problem ist nur: Du hast keine Ahnung, was da eigentlich passiert.
Und genau das ist das Risiko.

Künstliche Intelligenz wie GPT kann dir beim Coden helfen, ja. Aber sie versteht weder dein Business-Modell noch deine Verantwortung gegenüber Nutzern – und schon gar nicht die juristischen Konsequenzen, wenn etwas schiefläuft.
Wenn du keine Ahnung von Code hast, solltest du ihn nicht einfach blind online stellen. Punkt.


Code ist keine Magie – und KI ist kein Zauberstab

Viele stellen sich Programmieren vor wie das Schreiben eines Rezepts: Ein paar Zutaten, alles in eine Schüssel, und zack – fertig ist die Lasagne.
Aber Softwareentwicklung ist eher wie ein dreidimensionales Schachspiel – mit einer Küche, die sich während des Kochens ständig umbaut.

Denn in Wirklichkeit besteht ein App-Projekt nicht nur aus Code, der „funktioniert“, sondern aus Entscheidungen. Wie wird der Server abgesichert? Welche Daten dürfen gespeichert werden? Wie sieht ein sauberes Update-Konzept aus? Was passiert bei einem Bug?

All das sind Fragen, die eine KI nicht zuverlässig beantworten kann. Sie reimt sich etwas zusammen – oft auf Basis von Open Source Code-Schnipseln oder Stack Overflow-Beiträgen.
Das wirkt professionell, bis man genauer hinsieht. Dann findest du veraltete Libraries, unsichere Praktiken oder einfach völlig falsche Annahmen. Und du merkst: „Ah. Das war wohl doch keine Lasagne. Eher ein Explosionsrisiko mit Tomatensoße.“


KI hat keinen moralischen Kompass – und auch keine Verantwortung

Hier wird’s ernst: Wenn du eine App baust, die personenbezogene Daten verarbeitet – also z. B. Name, E-Mail, Standort oder Gesundheitsinfos – dann hast du Verantwortung.
Du bist rechtlich verpflichtet, diese Daten zu schützen. DSGVO lässt grüßen. Und wenn’s hart auf hart kommt, interessiert es niemanden, ob deine KI den Code geschrieben hat. Du haftest.

Aber KI denkt nicht an sowas. Sie fragt nicht: „Ist das sicher?“ oder „Ist das ethisch korrekt?“
Sie gibt dir einfach den Code, der syntaktisch korrekt und technisch „wahrscheinlich passend“ ist.

Und genau da wird’s gefährlich. Denn was für einen erfahrenen Entwickler ein Warnsignal wäre, sieht für Laien vielleicht sogar „sauber“ aus.
Aber unter der Haube können sich echte Katastrophen verbergen: offene Ports, fehlende Authentifizierung, unsichere Datenbankabfragen oder Third-Party-Abhängigkeiten, die längst Sicherheitslücken haben.


Warum echte Entwickler unersetzlich sind (und bleiben)

Die Frage, ob KI bald Jobs ersetzt, geistert ja durch viele Branchen. Aber beim Thema Softwareentwicklung ist die Antwort ziemlich klar: Nein, tut sie nicht.
Zumindest nicht im Sinne von „entbehrlich machen“.

Was KI macht, ist Prozesse vereinfachen. Sie schreibt Boilerplate-Code, hilft beim Refactoring, erklärt mal schnell ein komplexes Konzept oder generiert automatisch Dokumentation.
Das ist alles großartig – für Leute, die wissen, was sie tun.

Aber das ist der Punkt: Man muss wissen, was man tut.

Ein Entwickler denkt systemisch. Er überlegt sich, wie Komponenten zusammenspielen. Welche Auswirkungen eine Codezeile auf Performance, Wartbarkeit, Sicherheit oder Skalierbarkeit hat. Eine KI denkt nicht – sie liefert nur.
Und das macht sie zu einem Werkzeug, nicht zu einem Ersatz.


No-Code und KI: Super Tools – für kleine Projekte

Versteh mich nicht falsch: Es ist geil, dass wir 2025 Tools haben, mit denen man ohne Hardcore-Coding einfache Projekte realisieren kann.
Landingpages, kleine Automatisierungen, vielleicht ein einfacher Onlineshop – absolut machbar. Auch mit KI.

Aber sobald dein Projekt größer wird – sei es durch Userzahlen, Funktionalität oder rechtliche Anforderungen – musst du Profis reinholen. Punkt.
Du brauchst jemanden, der versteht, was wirklich im Hintergrund passiert. Der weiß, wie man Daten verschlüsselt, Infrastruktur aufsetzt, Authentifizierung implementiert, Datenbanken schützt und Bugs im Logfile jagt, bevor sie deine gesamte App crashen.

Wenn du das alles ignorierst, weil „die KI hat das doch geschrieben“, dann kann das richtig, richtig teuer werden. Und nicht nur in Geld – sondern auch in Vertrauen, Reputation oder rechtlicher Haftung.


Fazit: KI ist geil – aber kein Ersatz für echte Skills

Wir leben in einer Zeit, in der Künstliche Intelligenz unglaubliche Dinge leisten kann. Und das ist gut so.
Aber sie kann keine Verantwortung übernehmen. Sie hat keinen Menschenverstand. Kein Bauchgefühl. Und sie versteht dein Projekt nicht so, wie ein erfahrener Entwickler es tut.

Wenn du also eine App bauen willst – ganz egal ob für dein Startup, deine Community oder dein nächstes Side-Project – dann arbeite mit KI, aber nie blind auf sie verlassen.
Sonst wird aus deinem großen Wurf ganz schnell ein Datenleck mit Strafanzeige.


TL;DR für die Ungeduldigen:

  • KI ist ein Werkzeug, kein Entwickler.

  • Ohne technisches Wissen ist KI-Code gefährlich.

  • Sicherheit, Performance und Verantwortung brauchen Menschen.

  • No-Code-Tools sind super für Prototypen, nicht für komplexe Apps.

  • Wenn du Userdaten verarbeitest, brauchst du Profis – nicht nur ChatGPT.


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