💥 WordPress, Shitstorms & Entwicklerstolz: Warum mein Rant mehr ausgelöst hat als nur Likes

06. Mai 2025

8 Min. Lesezeit

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Was als provokanter Post begann, wurde zur Reizprobe für die gesamte WordPress-Bubble. Warum ist Kritik an einem Tool plötzlich eine persönliche Beleidigung? Und was sagt das über uns als Branche?


🎯 Ein kurzer Post, ein lauter Knall

„Gibt wirklich Leute, die 2025 die Mülltüte WordPress ihren Kunden andrehen…“

Mit diesem Threads-Post habe ich mich in ein digitales Wespennest gesetzt.
Und das war – zugegeben – beabsichtigt. Nicht, weil ich bösartig sein wollte, sondern weil ich eine Diskussion erzwingen wollte, die sonst kaum noch geführt wird:

Warum verkaufen immer noch so viele Profis WordPress – obwohl es längst bessere Alternativen gibt?

Was folgte, war eine Reaktionskette, die sich gewaschen hat:
Gatekeeping, Altersarroganz, Strohmänner, persönliche Angriffe.
Fast niemand wollte ĂĽber den eigentlichen Punkt diskutieren.
Stattdessen wurde an Begriffen herumgedeutet, falsch paraphrasiert oder direkt ad hominem geschossen.


🤖 "Skill Issue", "kein Profi", "du nutzt nur ChatGPT" – really?

Eine Aussage zog sich durch viele Kommentare wie ein roter Faden:

„Wenn deine WordPress-Seiten schlecht performen, ist das dein Skill-Problem.“

Doch das war nie mein Punkt.
Ich habe nicht behauptet, niemand könne mit WordPress gute Seiten bauen.
Ich habe gesagt, dass es unnötig kompliziert, wartungsintensiv und überladen ist – und dass es 2025 objektiv bessere Werkzeuge gibt.

Aber wer WordPress als Kern seiner Arbeit sieht, fĂĽhlte sich angegriffen.
Die Kritik am Tool wurde als Kritik an der eigenen Identität verstanden.
Ein emotionaler Abwehrmechanismus, wie man ihn sonst nur aus Apple vs. Android kennt.


🛠️ „Aber ein echter WordPress-Entwickler…“

Spannend wurde es, als ich später auf Reddit über genau diese Debatte gestolpert bin.
Ein Nutzer kritisierte:

„WordPress ist das einzige CMS, das ich kenne – deshalb ist es für mich das Beste. Auch wenn es mittlerweile ein überladener Flickenteppich aus Addons ist.“

Daraufhin antwortete ein anderer, nennen wir ihn „Alex“:

„Ein echter WordPress-Entwickler nutzt kaum Plugins, schreibt eigene Themes, baut eigene Lösungen. Und WordPress ist nicht dafür da, dass Laien sich per No-Code ihre Seiten basteln – es ist ein Content Management System mit vielen Möglichkeiten für Entwickler.“

Diese Antwort ist auf den ersten Blick versöhnlich.
Aber sie bringt ein noch tieferes Problem ans Licht:

Wenn du WordPress so stark customizen musst, um es performant, wartbar und UX-tauglich zu machen – warum nutzt du dann überhaupt WordPress?

Das fragt auch ein anderer Kommentator messerscharf zurĂĽck:

„Das ist wie einen Datenbank-Engineer dafür zu bezahlen, ein Excel-Template zu bauen.“


🧩 Wenn du alles selbst bauen musst – ist das CMS dann noch sinnvoll?

Viele WordPress-Verteidiger loben das CMS gerade wegen seiner Flexibilität.
Aber wenn diese Flexibilität bedeutet, dass man alles „richtig machen“ muss, damit es keine Sicherheitslücken, Performanceprobleme oder UX-Hürden gibt – dann ist das keine Stärke mehr.

Dann ist es technische Schuld in Verpackung.

Ich als Webentwickler will Tools, die mir Arbeit abnehmen.
Nicht solche, die von Haus aus so generisch und offen sind, dass ich sie komplett umbauen muss, bevor sie stabil laufen.

Genau das ist der Unterschied zu modernen Lösungen wie Strapi:

  • saubere API-Struktur von Anfang an

  • keine Plugin-Hölle

  • einfache Wartung via CLI

  • intuitive UI im Backend

  • volle Kontrolle ĂĽber Code & Frontend


🔄 „Aber du kannst doch auch WordPress headless verwenden!“

Ja, kann man.
Aber sollte man es?

Warum sollte ich mit WordPress ein Headless-Projekt bauen, das per se nicht dafĂĽr optimiert ist, wenn es moderne CMS gibt, die dediziert dafĂĽr entwickelt wurden?

Die Argumentation „Man kann ja auch WordPress richtig benutzen“ ist technisch korrekt –
aber nicht effizient.

Und wer mit dem Kundenbudget wirtschaftlich arbeiten will, der wählt das Setup, das nativ funktioniert, nicht das, das man sich erst passend feilen muss.


đź’° Die Kostenfrage: Wartung, Support, Plugins

Ein zentrales Gegenargument vieler WordPress-Verfechter war:

„Es kommt auf die Pflege an. Jedes System wird schlecht, wenn man es schlecht behandelt.“

Klar. Aber:
Wie viel Pflege braucht ein System, bis es gut funktioniert?
Und wer trägt diese Kosten?

  • Updates von Plugins → häufig inkompatibel

  • Themes → oft veraltet oder inkomplex

  • Sicherheit → abhängig vom Plugin-Mix

  • Pagebuilder → UX-Alptraum

  • Support-Anfragen → deutlich höher

Mit modernen Setups wie Strapi + Next.js ist die Wartung:

  • seltener

  • klarer

  • stabiler

  • gĂĽnstiger (ĂĽber den Lebenszyklus gerechnet)


đź’¬ Warum der Ton so eskaliert ist

Ich glaube, das Problem ist größer als nur „Tool vs. Tool“.

Das Internet ist voller Entwickler, die sich ĂĽber Jahre hinweg Expertise in einem System aufgebaut haben.
FĂĽr viele ist WordPress nicht nur ein Werkzeug, sondern ein Teil ihres beruflichen Selbstwerts.

Kritik daran wird schnell als HerabwĂĽrdigung der eigenen Arbeit empfunden.
Deshalb war mein Post ein rotes Tuch.

Die Reaktionen reichten von:

  • „Du hast zu wenig Erfahrung“

  • ĂĽber „Du hast ja eh nur mit ChatGPT geantwortet“

  • bis zu „Du kennst einfach keine guten WordPress-Projekte“

Und das zeigt:

Die Diskussion war weniger technisch – sondern emotional aufgeladen.


🚪 Ein kleiner Rant zum Abschluss

Wenn du als Profi argumentierst, dass du bei WordPress keine Probleme hast,
weil du Themes selbst baust, Plugins meidest, CI/CD nutzt, ACF kennst und regelmäßig Updates per CLI einspielst – dann klingt das nicht wie ein Lob für WordPress, sondern wie ein Argument dafür, dass du eigentlich längst was Besseres nutzen solltest.

Denn dann machst du alles selbst.
Schön. Aber wozu brauchst du dann noch das CMS, das du so sehr verteidigen willst?


🤝 Mein Vorschlag an die WordPress-Profis

Ich sage nicht:

„WordPress ist immer Müll.“

Ich sage:

„WordPress ist oft nicht mehr die beste Lösung – vor allem nicht für Kunden, die wenig Ahnung haben, und für Projekte, bei denen es auch einfacher geht.“

Wenn du WordPress nutzt und damit gute Projekte baust – cool.
Aber dann steh auch dazu, dass du nicht WordPress verteidigst,
sondern deinen Umgang damit.


✂️ TL;DR

  • Mein provokanter Post zu WordPress war der Einstieg in eine ĂĽberfällige Diskussion

  • Die Reaktionen zeigten, wie emotional aufgeladen Kritik an Entwickler-Tools ist

  • Moderne Headless-CMS wie Strapi bieten objektive Vorteile in Wartung, Sicherheit, UX & Effizienz

  • Wer WordPress komplett customizen muss, um es professionell nutzen zu können, nutzt eigentlich kein WordPress mehr – sondern ein DIY-System auf WP-Basis

  • Die Debatte sollte nicht „Tool vs. Tool“ sein, sondern: „Was bringt dem Kunden den größten Nutzen – mit dem geringsten Aufwand?“

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