Klaut KI wirklich Kunst? Oder ist das Problem eigentlich ein anderes?

26. April 2025

5 Min. Lesezeit

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Foto: ChatGPT 4o

KI klaut keine Kunst. KI kopiert keine Kunst. Aber KI verändert, wie wir Kunst erleben – und genau das ist der Punkt, der vielen (zu Recht!) wehtut.


🧠 Wo die eigentliche Verwirrung anfängt

Die Diskussion darum, ob KI Kunstwerke "stiehlt", wird überall geführt: auf Twitter, in Reddit-Threads, in Kommentarspalten. Aber oft wird aneinander vorbeigeredet.

Denn:
KI klaut keine fertigen Werke.
Aber sie existiert auch nicht in einem luftleeren Raum.

KI „lernt“ von menschlicher Kreativität – genau wie Menschen von anderen Menschen lernen.
Nur schneller, brutaler und ohne echte Lebenserfahrung.


🖼️ Stil ist keine Kunst – aber Kunst basiert immer auf Stil

Ein Hauptargument in der Debatte:

„Der Stil von Miyazaki gehört doch ihm!“

Ja – emotional absolut verständlich.
Juristisch aber schwierig: Ein Stil, also z.B. der typische „Studio-Ghibli-Zeichenstil“, ist nicht urheberrechtlich geschützt.
Geschützt sind konkrete Werke – nicht die Art, wie sie aussehen.

Und genau hier entsteht die Reibung:

  • KI kann Stil kopieren, weil Stil keine geschützte Information ist.

  • Menschen kopieren Stil schon immer – bewusst oder unbewusst.

  • Aber Menschen werden nicht in Sekundenmassenproduktion skaliert.

Gerade der Hype um KI-Tools, die berühmte Stile nachbilden, zeigt, wie groß die Faszination – und auch die Ablehnung – sein kann.

Wenn dich interessiert, warum KI-generierte Bilder gleichzeitig faszinieren und nerven,
dann lies auch hier weiter:

👉 Studio Ghibli trifft ChatGPT – Warum KI-Bilder gleichzeitig faszinieren und nerven


⚖️ Ethik schlägt Technik – und das zu Recht

Dass KI keine Werke „stiehlt“ im klassischen Sinn, heißt nicht, dass alles ethisch sauber läuft.
Denn: Transparenz fehlt oft.

Wenn eine KI sichtbar 1:1 von existierenden Künstlern inspiriert wird, sollte das klar kommuniziert werden.

Wenn Unternehmen KI-Bilder kommerziell einsetzen, die sich eindeutig auf Werke bekannter Künstler stützen, dann braucht es eine Diskussion über Fairness und Vergütung.

Genauso wie beim Sampling in der Musik, wo Rechte abgeklärt und Lizenzgebühren gezahlt werden müssen.


🛠️ Technik war schon immer der Feind des Status Quo

Wenn neue Technologie auf bestehende kreative Strukturen trifft, kracht es immer.
Frag mal die Musikindustrie, was sie von Napster hielt. Oder Verlage, was sie von Amazon hielten.

Technologie „klaut“ nicht.
Technologie verschiebt Machtverhältnisse.

Und genau darum geht es.

Wie ich diese Dynamik auch im Streaming-Markt sehe,
kannst du hier nachlesen: Warum Streaming-Dienste selbst schuld sind, dass Piraterie wieder boomt


💬 Was heißt das jetzt konkret für Kunst und KI?

Die Realität ist:

  • KI wird bleiben.

  • Künstler werden weiter existieren.

  • Aber die Rahmenbedingungen müssen sich ändern.

Transparenz. Respekt. Verantwortung.
Das sind die Werte, die jetzt zählen.

Nicht jede KI-Zeichnung im Studio-Ghibli-Stil ist automatisch Diebstahl.
Aber nicht jede Verteidigung der KI ist automatisch aufgeklärt oder ethisch sauber.

Die Wahrheit liegt – wie so oft – dazwischen.


📚 Übrigens: Kreative Tools bleiben Tools – es geht immer um die Idee dahinter

KI kann viel – aber sie ersetzt nicht die menschliche Vision.
Ob beim Schreiben eines Buchs oder beim Gestalten von Bildern:
Am Anfang steht immer der Mensch mit seiner Idee.

Warum genau das auch bei KI-geschriebenen Büchern keine Bedrohung sein muss,
sondern neue Wege öffnen kann, erfährst du hier:
👉 KI hat mein Buch geschrieben – und warum das nicht das Problem ist


🚀 Fazit: Die Technik ist nicht der Feind – aber blinder Hype schon

Wir müssen Technologie nicht hassen.
Aber wir müssen verstehen, wie sie unsere Werte herausfordert.
Und wir müssen neu verhandeln, wie wir Kreativität, Arbeit und Originalität schützen und fördern.

KI wird Kunst nicht töten. Aber sie wird die Art verändern, wie wir Kunst definieren.

Ob wir daraus ein neues Kapitel schreiben – oder nur eine lange Klage –
das liegt nicht an der Technik.

Das liegt an uns.


✂️ TL;DR

  • KI klaut keine Kunstwerke direkt – sie imitiert Stile, was legal, aber ethisch diskutabel ist

  • Stil ist nicht urheberrechtlich geschützt, Werke hingegen schon

  • Das eigentliche Problem ist Transparenz, Fairness und die Geschwindigkeit der Veränderung

  • Technik verschiebt Macht – und wir müssen neu verhandeln, wie wir damit umgehen

  • Die Zukunft gehört denen, die Kreativität UND Technik respektieren

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