📹 Warum Siezen im Internet ungefĂ€hr so sinnvoll ist wie eine Brieftaube fĂŒr E-Mails

28. April 2025

6 Min. Lesezeit

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Foto: ChatGPT 4o

Das Internet ist schnell, offen, direkt – und manchmal... formeller als ein BewerbungsgesprĂ€ch bei einer Königin. Aber warum eigentlich?


🌐 Willkommen im Internet – bitte nicht mit Anzug und Krawatte

Das Internet ist ein faszinierender Ort.
Hier treffen sich Menschen aus allen Ecken der Welt, tauschen sich aus, diskutieren, streiten, teilen Memes – und das meistens auf Augenhöhe.

Und dann... schleicht sich jemand in den digitalen Pausenhof,
setzt sich die metaphorische Krawatte auf und fragt:

„Entschuldigen Sie, dĂŒrfte ich Ihnen auf Ihren Tweet antworten, Frau MĂŒller?“

Herzlichen GlĂŒckwunsch, damit hast du den Vibe ruiniert.

Das Internet ist schnell, locker, global – und das „Du“ ist der universelle Standard.
Siezen fĂŒhlt sich hier an, als wĂŒrde man auf einer WhatsApp-Party mit einer Faxnachricht antworten.


🧑‍🎓 „Wir haben das schon immer so gemacht“ – und das ist genau das Problem

Klar, offline gibt es Situationen, in denen Siezen absolut Sinn macht.
Bei der Schwiegermutter, bei Behörden oder wenn du ein Konto eröffnest.

Aber online?
Wo sich Kommunikation in Sekunden verÀndert?
Wo Trends schneller sterben als Mayfly-Memes auf Reddit?

Das Siezen im Internet ist wie ein Relikt aus einer Zeit,
als Websites noch blinkende GIFs und Frames hatten.

(Was ĂŒbrigens auch heute noch traurige RealitĂ€t ist –
warum manche Websites aussehen wie dein BĂŒro 1998,
erklĂ€re ich dir ĂŒbrigens hier:
👉 Wenn deine Website aussieht wie dein BĂŒro 1998 – brauchst du keinen Relaunch, sondern eine Entscheidung)

FĂŒr Generation Z und die meisten Millennials fĂŒhlt sich Siezen online ungefĂ€hr so passend an,
wie ein Röhrenfernseher mit HDMI-Anschluss: technisch unmöglich, praktisch absurd.


❄ Siezen schafft Distanz, wo keine sein sollte

Stell dir vor, du diskutierst locker unter einem Instagram-Post ĂŒber dein Lieblingsthema.
Jemand schreibt:

„Ich stimme Ihnen in weiten Teilen zu, Herr Mustermann.“

Herzlichen GlĂŒckwunsch, ihr seid jetzt offiziell in einer BĂŒrobesprechung ĂŒber Q3-Bilanzen angekommen.

Das Siezen erzeugt KĂ€lte.
Es schafft unnötige Distanz in einem Raum, der eigentlich von Offenheit lebt.
Und ehrlich – wir haben schon genug Distanz: Bildschirme, Kilometer, WLAN-Probleme.
Brauchen wir da wirklich noch mehr Barrieren?


🚀 Das Internet ist schnell – das Siezen ist ein Handbremshebel

WĂ€hrend du auf Social Media unterwegs bist, passieren Dinge im Sekundentakt.
Likes, Shares, Reposts, Kommentare.

Und jetzt stell dir vor, du musst jede Antwort beginnen mit:

„Sehr geehrter TikTok-Nutzer123...“

Das fĂŒhlt sich ungefĂ€hr so dynamisch an wie ein Windows-98-Startbildschirm.

Das Internet braucht Tempo.
Es lebt von direkter, authentischer Kommunikation.
Und genau deshalb wirkt Siezen wie ein veralteter Anachronismus,
der genauso aus der Zeit gefallen ist wie die Idee, dass Cookies auf jeder Website zwingend sein mĂŒssen.
👉 Warum meine Website keine Cookies verwendet und das sogar besser ist


đŸ€ Höflichkeit ja – Förmlichkeit nein

Höflichkeit ist wichtig.
Aber Höflichkeit definiert sich nicht mehr ausschließlich durch Förmlichkeit.

Respekt zeigt sich heute durch:

  • AnstĂ€ndigen Umgangston

  • WertschĂ€tzung in der Diskussion

  • Aufmerksames Zuhören

Ein „Du“ ist nicht respektlos – es ist zeitgemĂ€ĂŸ.
Ein „Sie“ im Internet dagegen wirkt oft, als wolle man eine unnötige Mauer zwischen sich und den anderen ziehen.

Das Problem ist nicht, dass jemand höflich sein will.
Das Problem ist, dass die Form wichtiger genommen wird als die Beziehung.


đŸ› ïž Was wir daraus lernen können

Wer sich heute noch krampfhaft ans Siezen im Internet klammert,
der wirkt ungefÀhr so flexibel wie ein Streaming-Dienst, der glaubt,
dass unĂŒbersichtliche Content-Landschaften die Kunden glĂŒcklich machen.
(Hat ja bei Netflix und Co. auch mega funktioniert, oder?
👉 Warum Streaming-Dienste selbst schuld sind, dass Piraterie wieder boomt)

Online geht es um echte GesprÀche, schnelle Gedanken, spontane KreativitÀt.

Und manchmal auch darum, die Dinge neu zu denken,
selbst wenn alte Strukturen noch beharrlich daran festhalten.

Wie bei der Diskussion, ob KI echte Kunst „klaut“ –
vielleicht geht es am Ende nicht um Tradition oder Technik,
sondern einfach darum, mit der Zeit zu gehen.

👉 Klaut KI wirklich Kunst? Oder ist das Problem eigentlich ein anderes?


✂ TL;DR

  • Siezen im Internet wirkt wie ein FaxgerĂ€t in einer WhatsApp-Gruppe

  • Online-Kommunikation lebt von Tempo, NĂ€he und Lockerheit

  • Höflichkeit heißt heute: Respektvoll duzen, nicht distanziert siezen

  • Alte FormalitĂ€ten bremsen neue Dynamiken – ob in Sprache oder in Design

  • Wer online auf Augenhöhe kommunizieren will, lĂ€sst das „Sie“ einfach zuhause

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